Achtsames Selbstmitgefühl
Wie kann man durch Achtsames Selbstmitgefühl zu mehr innerer Ruhe kommen?
Beatrix Eichert
9/29/20253 min read
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Achtsames Selbstmitgefühl: Ein Schlüssel für innere Ruhe
Als Psychotherapeutin begegnet mir immer wieder das Thema der Selbstkritik. Viele Menschen sind unglaublich streng mit sich selbst, besonders wenn sie das Gefühl haben, etwas nicht perfekt gemacht zu haben oder mit sich selbst unzufrieden sind. Doch was, wenn wir lernen könnten, mit uns selbst genauso mitfühlend zu sein wie mit einem guten Freund? Achtsames Selbstmitgefühl ist ein Konzept, das uns genau dabei unterstützt – uns selbst liebevoll und verständnisvoll zu begegnen.
Was ist Achtsames Selbstmitgefühl?
Achtsames Selbstmitgefühl ist eine Praxis, die uns hilft, uns selbst in schwierigen Momenten mit Freundlichkeit und Verständnis zu begegnen. Es geht darum, sich nicht von innerer Kritik oder negativen Gedanken über sich selbst überwältigen zu lassen, sondern diese mit einer achtsamen, mitfühlenden Haltung zu betrachten. Anstatt uns selbst zu verurteilen, bieten wir uns Trost, genau wie wir es für einen Freund tun würden, der durch eine schwere Zeit geht.
Die drei wesentlichen Elemente des Selbstmitgefühls sind:
Selbstfreundlichkeit
Anstatt sich selbst zu kritisieren, behandeln wir uns mit Freundlichkeit. Wir erkennen an, dass wir alle Fehler machen und dass wir nicht perfekt sein müssen.
Gemeinsame Menschlichkeit
Wir verstehen, dass wir nicht allein sind mit unseren Herausforderungen. Jeder Mensch erlebt schwierige Zeiten und kämpft mit Fehlern. Es ist Teil des Menschseins.
Achtsamkeit – Achtsamkeit bedeutet, im Moment präsent zu sein und unsere Gefühle ohne Urteil zu beobachten. Wir nehmen wahr, was in uns vorgeht, ohne uns davon überwältigen zu lassen.
Warum ist Selbstmitgefühl wichtig?
Viele Menschen denken, dass Selbstkritik sie motivieren wird, bessere Leistungen zu erbringen. Doch oft ist genau das Gegenteil der Fall: Selbstkritik führt zu Stress, Angst und einem niedrigen Selbstwertgefühl. Im Gegensatz dazu fördert Selbstmitgefühl eine gesunde und nachhaltige Motivation, da wir uns nicht durch unsere Fehler definieren lassen, sondern erkennen, dass sie normal und Teil des Lernens sind.
Studien zeigen, dass Menschen mit mehr Selbstmitgefühl weniger unter Angst und Depressionen leiden, resilienter sind und gesündere Beziehungen zu sich selbst und anderen haben. Sie können besser mit stressigen Situationen umgehen, da sie sich selbst in schwierigen Momenten unterstützen, anstatt sich selbst zu verurteilen.
Wie kann man Achtsames Selbstmitgefühl üben?
Für Menschen, die sich noch nicht mit dem Thema beschäftigt haben, mag es zunächst ungewohnt klingen, sich selbst mit Mitgefühl zu begegnen. Aber wie so oft im Leben, ist Übung der Schlüssel. Hier sind einige einfache Übungen, die du ausprobieren kannst:
Die „Hand auf dein Herz“-Übung: Lege deine Hand auf dein Herz, atme tief ein und sage dir selbst: „Es ist okay, du bist menschlich. Du darfst Fehler machen.“ Diese Geste gibt deinem Körper das Signal von Nähe und Trost. Du wirst erstaunt sein, wie beruhigend diese Übung wirken kann.
Selbstmitgefühl in schwierigen Momenten: Wenn du das Gefühl hast, etwas nicht gut genug gemacht zu haben, halte einen Moment inne. Anstatt dich zu kritisieren, frage dich: „Was würde ich einem guten Freund sagen, der sich gerade in meiner Situation befindet?“ Versuche, diese Worte auch für dich selbst zu finden.
Mitgefühl für deine Fehler: Wenn du Fehler machst, anstatt dich zu schämen oder dich schlecht zu fühlen, versuche, die Situation mit mehr Perspektive zu betrachten. Fehler sind Teil des Lernens. Sprich mit dir selbst, als wärst du dein eigener Verbündeter, nicht dein schlimmster Kritiker.
Achtsamkeit üben: Versuche, regelmäßig Achtsamkeit zu praktizieren – sei es durch Meditation, achtsames Atmen oder einfach durch das bewusste Erleben des Moments. Achtsamkeit hilft dir, deine Gedanken und Gefühle ohne Urteil wahrzunehmen und anzunehmen
Achtsames Selbstmitgefühl als Teil deiner psychischen Gesundheit
Achtsames Selbstmitgefühl kann eine sehr hilfreiche Praxis sein, die in die eigene psychische Gesundheitsvorsorge integriert werden kann. Gerade in herausfordernden Zeiten – sei es bei beruflichem Stress, persönlichen Krisen oder einfach im Alltag – gibt uns die Fähigkeit, uns selbst mit Mitgefühl zu begegnen, die Kraft, uns zu stabilisieren und wieder zu innerer Ruhe zu finden.
In meiner Arbeit als Psychotherapeutin erlebe ich immer wieder, wie diese Praxis zu mehr Selbstvertrauen und einer positiveren Lebenseinstellung führen kann. Wer lernt, sich selbst zu lieben und zu akzeptieren, auch mit all den eigenen Unzulänglichkeiten, lebt freier und mit mehr innerer Zufriedenheit.
Achtsames Selbstmitgefühl ist ein wunderbares Werkzeug, um sich selbst mit mehr Liebe und Verständnis zu begegnen. Es hilft uns, uns von der Last der Selbstkritik zu befreien und uns selbst in schwierigen Momenten zu unterstützen. Es braucht etwas Zeit, aber mit einiger Übung wirst du feststellen, dass du mit dir selbst viel freundlicher und verständnisvoller umgehst. Und das wird dir nicht nur in der Arbeit an dir selbst helfen, sondern auch in deinen Beziehungen zu anderen und im täglichen Leben.
